Attraktives Objekt des Winterhimmels - lange bekannt, ordentlich verwahrlost
Ralf Meyer
Die BAV bot Z Ori im Programm 82 erfolglos zur Beobachtung an und übernahm ihn deshalb ins neue Programm 2000. Es handelt sich um ein langsames Bedeckungssternsystem des Winterhimmels mit den Lichtwechselgrenzen 9,8 und 10,7mag und einer Periode von gut fünf Tagen. Das milchstraßennahe Sternfeld bietet viele günstige Vergleichssterne und befindet sich nördlich des Himmelsäquators auf halbem Weg zwischen 6h Rektaszension und dem Sommer-Solstitialpunkt. Mitte des Jahres erreicht die Sonne ihre höchste Deklination etwa 10° nördlich von Z Ori. Der weitere Sonnenumschwung öffnet ein großzügiges, winterliches Beobachtungsfenster von Oktober bis März.
Beobachter von Z Ori brauchen warme Kleidung, eine Optik mit mindestens 6 Zoll Öffnung und viel Geduld für einen langatmigen (D=15h) Lichtwechsel. Der Stern steht theoretisch (Himmelsort 2000: 5h55m51s, +13°4142") täglich mindestens zwölf Stunden über deutschen Horizonten und man kann versuchen, den Lichtwechsel in einer langen, klaren Winternacht am Stück auszusitzen. Der vorhergesagte Termin muss dazu in die Nachtmitte fallen, das Sternfeld in der Nachtmitte kulminieren und es darf nicht gerade Vollmond sein. Hans im Wetterglück warte auf seine Gelegenheit, alle anderen stellen sich auf das Sammeln von Beobachtungsfragmenten und das Reduzieren ein. Die Periode von 5,203270d (s. Beitrag in diesem Heft) reicht die Minimumszeitpunkte pro Umlauf um 0,2 Tage oder 5 Stunden nach vorne und ist damit gutmütig. Es besteht Aussicht, den Lichtwechsel jedes Mal in einer anderen Phase anzutreffen und eine gleichmäßig besetzte Faltlichtkurve zu erhalten. Ein Schenkel des symmetrischen Bedeckungslichtwechsels benötigt 0,25d oder 6 Stunden. Es genügen zwei visuelle Schätzungen pro Stunde, häufigere Schätzungen liefern keine zusätzlichen Informationen. Ein angebliches kurzes Verharren im kleinen Licht (Kataloge: d=1,6h) entging mir. Wenn man acht gut verteilte Beobachtungen pro Schenkel gesammelt hat, kann man abschließen und auswerten.
Im Datensatz der Lichtenknecker-Database (2003MRZ, Franz Agerer) kann ich keine nennenswerte Periodenänderung entdecken. M. Luizet und F.Lause beobachteten Z Ori zwischen 1908 und 1936 systematisch visuell. Später kamen Platten- und photographische Serien und zwei visuelle Beobachtungen dazu. Die erste dieser neueren visuellen Beobachtungen aus dem Jahre 1973 wich von den Vorgaben ab und der Krakauer Katalog erklärte sie zur Nullepoche. Die Daten des zweiten visuellen Beobachters von 1988 und meine eigenen von 2002/ 03 unterstützen diese Ephemeridenanpassung nicht. Lichtelektrische Beobachtungen fehlen. Die geschilderte dürre Beobachtungsbilanz ist symptomatisch für Bedeckungssterne mit anspruchsvollen Perioden über vier Tagen und Lichtwechseln länger als fünfzehn Stunden. Erstens ist der Lichtwechsel langsamer Sterne auf Grund seiner Natur schwerer greifbar und verlangt vom Beobachter ein unmodernes Maß an Engagement, Hartnäckigkeit und Frustrationstoleranz. Zweitens achten viele Amateure in irrationaler Weise darauf, "wissenschaftlich" anerkannt zu werden und ihre Arbeit möglichst oft in die IBVS zu bringen. Systeme wie Z Ori sind lange bekannt, haben stabile Perioden und unspektakuläre B-R-Diagramme - ein schlechtes Terrain für beobachterische Eitelkeiten.
Langsame Bedeckungssterne kommen nicht auf dem Silbertablett. Der Beobachter muß ihre Freundschaft erkämpfen und lebenslang pflegen. Die Beobachtung ist in einer Nacht nicht abzuschließen, es genügt aber auch nicht, in Mira-Stern-Manier alle paar Tage einmal hinzusehen. Kommt der Lichtwechsel überhaupt pünktlich? Wie lange vor dem errechneten Termin muß ich mit der Beobachtung beginnen? In welchen Abständen muß ich beobachten? Auf diese Eingangsfragen muß jeder selbst eine Antwort suchen. Man lege die Sternsequenz am Teleskop fest und überprüfe erst danach in einer Kartensoftware, ob einer faul ist - z.B. sehr rot oder bekannterweise veränderlich. Der visuelle Eindruck am Okular ist maßgeblich und nicht die Helligkeits-angabe im Katalog. Da man nicht genau weiß, was auf einen zukommt, muß man die Sequenz häufig nachbessern.
Ich beobachte viele langsame Sterne parallel und finde meine Grenze in der Anzahl der Sternfelder, die ich mir merken und die ich bei allen Stundenwinkeln und auch bei Vollmond zuverlässig einstellen kann. Diese Technik der parallelen Beobachtung zahlreicher Sterne mit einer wendig montierten Optik verteilt meine Erwartungshaltung auf viele Objekte, beugt der Ephemeridenschätzung vor und sichert Erfolgserlebnisse. Erfolge machen selbstbewusst und lassen einige Fußkranke mit schwierigem oder verlorenem Lichtwechsel verschmerzen. Die Cepheiden bilden aus methodischen Gründen die Grundlage meiner Beobachtungsnächte: Ihr Lichtwechsel ist gleichmäßig über die Periode verteilt, sie sehen gewöhnlich jede Nacht anders aus als in der vorherigen und ich beobachte sie ohne Kenntnis der Vorhersagen. Cepheiden trainieren dadurch die ständige kritische Wachsamkeit und die Fähigkeit, eine Vergleichssternsequenz zu verinnerlichen. Bedeckungssterne beobachte ich dagegen gezielt und plane mit allen Vorhersagen, auch den mittäglich-unbeobachtbaren und solchen unter dem Horizont. Ich dokumentiere nach dem Schema "JD mit 4 Dezimalstellen / Argelanderschätzung" und überblicke mit einem eigens entwickelten System, welche Lichtwechselphasen ich schon beobachtet habe und welche noch fehlen.
Die Qualität visueller Daten schneidet bei Z Ori gut ab - es lohnt sich also!
Z Ori, Lichtenknecker-Database 2003MRZ (1908....1988, ergänzt), n=50
Methode | 95%-Konfidenzintervalle |
---|---|
Plattenschätzungen (n=23) | ±0,047d (±68min) |
photograph. Serien (n=8) | ±0,066d (±95min) |
visuell (n=19) | ±0,021d (±30min) |
lichtelektrisch | fehlen |