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Neue Anmerkungen zu NN Delphini

Jörg Schirmer

Im BAV Rundbrief 4/2002, S.235 ff. hatte ich bereits über meine Beobachtungen an diesem Veränderlichen berichtet. Nachdem noch eine Reihe eigener Daten hinzugekommen waren, machte ich mich erneut an die Abschätzung der Periode. Ich hatte mich schon mittels AVE bis auf 98 Tage vorgearbeitet, als die Nachricht kam, dass die spanische GEA-Gruppe passende Elemente gefunden hätte (BAV Rundbrief 3/2003, S.115), allerdings ohne weitere Angaben zum Helligkeitsverhalten:

Min I:  JD 2450227,6026 + 99,2684 * E
Min II: JD 2452529,445  + 99,2684 * E

Daher werde ich im Folgenden die von Hipparcos, E. Born und mir gesammelten Daten im Lichte der von den spanischen Beobachtern gefundenen Elemente darstellen. Dabei tut es keinen Abbruch, dass E. Born visueller Beobachter ist. In den Nächten, in denen wir offensichtlich gemeinsam beobachtet hatten, stimmten seine geschätzten Werte mit meinen gemessenen Werten hervorragend überein. Zusätzlich standen mir auch noch Schätzungen des französischen, visuellen Beobachters M. Dumont zur Verfügung. Doch Werte, die NN Del plötzlich um einige Zehntel mag heller zeigten als maximal möglich sowie einige nicht erklärbare Streuungen, machten mich stutzig. Die Diskussion mit M. Dumont zeigte dann, dass einer seiner Vergleichssterne ein Veränderlicher mit einer Amplitude von 0,25 mag war. Daher konnten die Daten leider keinen Eingang in die Bewertung finden, sondern dienten eher als Hintergrundmaterial.


Abb. 1: Phasendiagramm von NN Del mit angegebenen Beobachtungsquellen.

Die Helligkeitswerte der Beobachter habe ich an den Schnittstellen gegeneinander abgeglichen, damit ich überhaupt einen Vergleich anstellen konnte. Dahinter steckt kein aufwendiges mathematisches Verfahren, sondern nur ein linearer Term. Ist vielleicht so nicht ganz zulässig, aber hilft sicher bei der ersten Auswertung. Die Werte von E. Born lagen in einem Helligkeitsraster mit 0,05 mag Abstand vor.

Das Phasendiagramm (Abbildung 1) wird beim ersten Betrachten wegen seines kleinen Abdruckes durch die Werte von E. Born dominiert, die den Veränderlichen nahezu ständig im Normallicht zeigen, so dass eigentlich kein Minimum mehr möglich scheint.

Da die Periode aber 99,2684 Tage umfasst, bleibt doch Platz für das eine oder andere Minimum. Zur genaueren Beurteilung müssen also die dahinter stehenden Daten betrachtet werden. Zur besseren Visualisierung habe ich die beiden Minima als Ausschnittsvergrößerung abgebildet.

Das Hauptminimum wurde nur von E. Born beobachtet, während das Nebenminimum von allen Beteiligten gesehen wurde. Daher sind die gefundenen Längen und Tiefen nur mit Vorsicht zu beurteilen.

Der Abstieg ins Hauptminimum (Abbildung 2) wurde von E. Born in einer Nacht über den Zeitraum von rund 2:30h mit acht Beobachtungen dokumentiert, während er vom Anstieg, 198 Tage zuvor, nur einen kurzen Ausschnitt (0:45h) sah.


Abb. 2: Hauptminimum von NN Del nach visuellen Beobachtungen von E. Born.

Die so gewonnenen Daten ergeben nach dem Anlegen einer Ausgleichsgeraden an den absteigenden Ast und Spiegelung bei Phase = 0 eine Länge von rund 0,514 d für das Hauptminimum. Geht man davon aus, dass das Hauptminimum kein schwächeres Licht als das Nebenminimum erreicht (9,0 mag), so ist auch noch ein "d" von 0,166 d möglich. Ohne konstantes Licht sollte der Stern 9,15 mag im Hauptminimum erreichen können. Der nur durch eine kurze Beobachtung abgedeckte aufsteigende Ast lässt Platz für Spekulationen.

Beim Nebenminimum (Abbildung 3) liegen die Verhältnisse auch nicht klarer, weil hier die Mess- und Schätzwerte stark streuen. Hipparcos ist im Diagramm mit zehn Messungen vertreten, acht davon liegen im Minimum und gehören zu einem einzigen "run", wobei er den tiefen Minimumsbereich abdeckt und als schwächsten Wert 9,0 mag liefert. Die neun Schätzungen von E. Born mit schwächerem Licht als 8,5 mag stammen aus drei verschiedenen Nächten, wobei die Werte 1, 2, 3, 4 und 7 aus der gleichen Nacht stammen, die Werte 5 und 6 aus einer späteren. Leider wird durch diese Werte das Bild eher unklarer. Wir können aber die Werte 4 bis 7 nicht einfach als grob ungenau abtun, da Herr Born ein versierter visueller Beobachter ist. Die zwei Messwerte von J. Schirmer haben einen Abstand von 2:35h und fügen sich recht gut in das Hipparcos-Muster ein.


Abb. 3: Nebenminimum von NN Del mit angegeben Beobachtungsquellen.

Zur Betrachtung des Nebenminimums verwendete ich wieder Ausgleichsgeraden, welche ohne Annahme eines "d" einen minimalen Helligkeitswert von 9,17 mag anzeigen. Nimmt man die Werte von E. Born als Ausdruck eines konstanten Lichts im Nebenminimum, so würde dessen Dauer 0,116 d bei einer Helligkeit von 9,0 mag betragen. Allerdings kommt man dann wieder in Erklärungsnot für die große Abweichung der anderen Werte. Die Gesamtdauer des Nebenminimums ergibt sich zu 0,469 d. Diese Werte sind allerdings mit einer gewissen Unsicherheit behaftet. So bleiben uns nur genaue Nachbeobachtungen, um diesen Sachverhalt einer endgültigen Klärung zuzuführen. Bei dieser Periodenlänge gibt es in diesem Jahr aber nur zwei Gelegenheiten, um den Stern beim An- oder Abstieg zu beobachten:

Min I:  19.07.2004 04:42 MEZ
Min II: 06.08.2004 20:46 MEZ 

Nachtrag

Da ich seit einiger Zeit für die Veränderlichenbeobachtung ein C9 verwende, ist das Bildfeld trotz "focal reducer" um einige Bogenminuten geschrumpft. Daher kann ich die Hipparcos-Sterne aus dem Circular nicht mehr beobachten. Wer Interesse an den bisher gesammelten Daten hat (NN Del, LL Aqr, DG Cet, AL Ari, V1125 Tau, V432 Aur, V339 Gem, TV LMi, FM Leo), möge sich bei mir melden.


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