Die erste auch aus Deutschland sichtbare Nova des Jahres 2004 brach kurz nach Redaktionsschluß zum letzten Rundbrief aus und konnte bedauerlicherweise nicht mehr zur Beobachtung ausgeschrieben werden. Die Lage des Sterns war allerdings zu südlich für die meisten BAV Mitglieder, ebenso wie zwei weitere Novae im Sternbild Skorpion. Aber es gab genügend andere interessante und beobachtungswerte Sterne.
Dieser Prototyp einer Klasse von Veränderlichen begann um den 10.Juli mit einem Anstieg, der bis Ende Juli auf 9.4 mag führte (Abbildung 1). In den ersten beiden Augustwochen blieb die Helligkeit konstant. Der letzte Ausbruch des Sterns erfolgte von Oktober 2002 bis März 2003 und erreichte sein Maximum im November 2002 mit knapp über 10 mag.
Patrick Schmeer entdeckte am 22.Mai den dritten bisher beobachteten Ausbruch dieses Sterns vom Typ SU UMa. Die zuvor bekannten Ausbrüche ereigneten sich am 19.September 1979 mit einer Helligkeit von 13 mag über 9 Tage, vermutlich ein Superausbruch, sowie am 7.Dezember 1993 mit 14.0 mag. Der diesjährige Ausbruch zeigte 12.6 mag.
Zeitlich hochaufgelöste CCD-Beobachtungen konnten Superbuckel darstellen und ergaben in einer Analyse eine Periode von 0.05654 Tagen Dauer mit einer Amplitude von 0.26 mag. Diese Periode stimmt mit der 1993 gemessenen Periode von 0.05697 Tagen überein. Im Jahr 1993 konnte eine Orbitalperiode von 0.055053 Tagen bestimmt werden. Der Unterschied zur Superbuckelperiode von 2.7% bewegt sich im üblichen Rahmen von UGSU-Zwergnovae.
Der Kohlenstoffstern R CrB lag seit seiner Rückkehr aus dem letzten Minimum Ende April 2003 im 10-Tages-Mittel konstant bei 6.1 mag. Anzeichen für einen Helligkeitsabfall gab es bis Redaktionsschluß nicht.
BAV Mitglieder verfolgten den Stern auch in solch ruhigen Phasen sehr konsequent: Es lagen für die Zeit von Mai 2003 bis Anfang August 2004 insgesamt 694 Beobachtungen vor durch Hartmut Bretschneider (83), Peter Enskonatus (74), Alfred Holbe (22), Günther Krisch (100), Wolfgang Kriebel (29), Thorsten Lange (33), Jörg Neumann (17), Peter Reinhard (38), Kerstin Rätz (73), Wolfgang Renz (4), Helmut Strüver (3), Dieter Süßmann (62), Markus Schabacher (11), Mathias Schubert (9) und Frank Vohla (136).
Zuletzt erschien im BAV Rundbrief 3/2003 ein Bericht über diesen gerne beobachteten Eruptiven des Typs Z And. Bei der Verfolgung dieses Sterns ist immer seine Doppel- oder evtl. sogar Dreifachperiode zu beachten: Die kleine Periode von 97 Tagen Dauer zeigt eine Helligkeitsamplitude von knapp einer halben Größenklasse, während die längere Periode von ca. 880 Tagen (nach einer eigenen Analyse der letzten 19 Jahre) eine Amplitude von bis zu 1.5 mag aufweist. In der Literatur findet man eine noch längere Periode von 4700 Tagen.
Durch die Überlagerung der Perioden präsentiert die Helligkeitskurve Schwankungen in einem Bereich von zwei Größenklassen, die keinesfalls ungewöhnlich sind. Dennoch gibt es in manchen Mailinglisten immer wieder Alarmmeldungen von angeblichen Ausbrüchen, bei denen es sich in Wirklichkeit lediglich um das gleichzeitige Maximum zweier Perioden handelt. Wirklich interessant wird es erst, wenn die Helligkeit deutlich über 7.5 mag ansteigt oder unter 9.0-9.5 mag abfällt, wie zuletzt im Sommer 1996.
Var Her 04 = OT_J183926+260410
Dieser ganz neu entdeckte Veränderliche Stern entpuppte sich während seines am 13. Juni begonnen Ausbruchs auf 11.5 mag als Zwergnova vom Typ WZ Sge (Abbildung 2). Die zeitlich hochaufgelöste Lichtkurve zeigte Superbuckel mit einer Amplitude von 0.09 mag in einer Periode von 0.05778 Tagen. Durch die erste Fallrate von 1.1 mag innerhalb von zwei Tagen deutete sich eine Ähnlichkeit zu WZ Sge selbst an. Ebenso wie WZ Sge im Jahr 2001 und EG Cnc im Jahr 1996 zeigte dieser neue Veränderliche einen tiefen Buckel mit anschließender Erholung der Helligkeit.
Die Koordinaten lauten 18h39m26.2s +26°04'09'' (JD 2000). Ein Stern aus der 2MASS-Durchmusterung liegt mit etwa 13 mag sehr nah an dieser Position, der Eruptive selbst muß aber dunkler als 19 mag im Ruhezustand sein.
Am 14. April entdeckte Akira Takao (Kitakyushu, Japan) einen 11.1 mag hellen Stern an der Position 17h38m46s -23°28'19'' (JD 2000). Auf Bildern aus dem Monat März war an der Position kein Stern heller als 11.9 mag zu sehen. Das Spektrum des Sterns nach dem Ausbruch zeigte einen Überriesen der Spektralklasse F mit starken FeII-Absorbtionslinien und keinen Emissionslinien, eine klassische Nova.
Am 21.April erreichte der Stern mit 9.9 mag sein Maximum und fiel dann mit m3= 25 Tage zügig ab. Von den BAV Mitgliedern gelang lediglich Wolfgang Kriebel kurz vor dem Maximum eine positive Beobachtung.
Der Wasserstoff-reiche eruptive Stern EI Psc, auch genannt RXS2329+06, zeigte seinen zweiten jemals beobachteten Superausbruch. Am 23. Juni stieg der Stern auf 12.3 mag und fiel innerhalb von zehn Tagen wieder auf 16 mag ab. Er liegt bei den Koordinaten 23h29m54.3s +6°28'11'' (JD 2000). Im November 2001 konnte eine Orbitalperiode von 64.2 Minuten beobachtet werden, welches eine der kürzesten Perioden dieser Sternklasse ist.
Grzegorz Pojmanski vom Warsaw University Astronomical entdeckte diese Nova im Rahmen der ASAS-3 (All-Sky Automated Survey) am 3.Juli mit einer Helligkeit von 12.0 mag an den Koordinaten 17h12m51s -30°56'38'' (JD 2000). Am 9.Juli erreichte die Helligkeit sogar 9.5 mag. Wegen der südlichen Lage konnte kein BAV Mitglied den Helligkeitsverlauf verfolgen. Spektren zeigten einen FeII-Nova-Typ.
Am 3.August entdeckte Akira Takao (Japan) eine helle Nova an den Koordinaten 17h29m19s -31°46'01'' (JD 2000). Nach ungefilterten CCD-Messungen betrug die Helligkeit 7.5 mag, visuell aber 9.8 mag. Der Vorgängerstern wies eine Helligkeit von b=19.7 und r=17.4 auf. Für BAV Mitglieder lag der Stern zu südlich.
Zuletzt erschien in Rundbrief 1/2004 ein Bericht über diesen Stern, der Ende November 2003 aus einem längeren Minimum zurückgekehrt war und bis auf 12.0 mag anstieg, bevor er hinter der Sonne verschwand. Während der Zeit der Konjunktion gab es zwei gemeldete Beobachtungen an das VSNET, die beide auf ein Zwischenminimum von etwa 14 mag hindeuteten. Dies ist aber als unsicher anzusehen.
Die ersten erfolgreichen Beobachtungen Mitte Mai zeigten den Stern bei 12.2 mag, doch im Verlaufe des Monats Juni stieg die Helligkeit bis auf 11.0 mag und blieb dort bis in die erste Augustwoche hinein. Eine solche Helligkeit hatte FG Sge zuletzt im April 2001 erreicht. Kurz vor Redaktionsschluß knickte die Kurve jedoch wieder nach unten ab (Abbildung 3).
Am 31.Juli wurde in der Galaxie NGC 2403 die hellste Supernova seit dem Jahr 1993 entdeckt (SN1993J in M81). Der Stern zeigte 11.2 mag in einem Abstand von 160''O, 10''N vom Zentrum der etwa 3 Mpc entfernten SAB(s)cd-Galaxie. Bis Mitte August sank die Helligkeit nur geringfügig bis auf 12.0 mag. Der Helligkeitsverlauf wurde intensiv von den BAV Mitgliedern Wolfgang Kriebel und Wolfgang Renz verfolgt, die in den ersten 11 Nächten nach der Entdeckung jeweils drei Beobachtungen vornehmen konnten.